Besser Wissen

Klimafreundliche Ernährung

Worauf Sie künftig beim Einkaufen und Kochen achten können.

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Wie wir rechnen

Wie wir die klimarelevanten Emissionen der Lebensmittel berechnen.

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So funktioniert Eaternity

Wie Sie mit der App „Eaternity“ herausfinden, wie klimafreundlich ein Gericht ist.

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KLIMAFREUNDLICHE ERNÄHRUNG

Eingepackte Biogurke oder plastikfreie normale Gurke?

Das ist nicht nur eine beliebte Frage im bekannten Ja/Nein-Spiel des „Alles gesagt“-Podcast, sondern auch ein Beispiel dafür, dass nicht alle Fragen zur klimafreundlichen Ernährung einfach zu klären sind. Die gute Nachricht ist aber: Meist ist es überhaupt nicht schwierig, sich klimafreundlicher zu ernähren! Was wir jedoch brauchen, ist ein Anstoß, um Gewohnheiten zu verändern. Diesen Anstoß möchten wir nicht nur durch die leckeren Gerichte unserer teilnehmenden Restaurants und unsere Rezepte geben, sondern auch mit den folgenden Informationen.

Unsere Ernährung ist für den Klimaschutz relevant!

Forscher*innen gehen davon aus, dass etwa ein Drittel der Treibhausgasemissionen dem Ernährungssektor zuzuordnen sind. Das Umweltbundesamt gibt an, dass 1,5 Tonnen klimaschädliches CO2 pro Jahr auf Kosten der Ernährung gehen. Unsere Ernährung ist damit eine ähnlich wichtige Stellschraube wie die Mobilität und die Raumwärme. Um gute Grundsatzentscheidungen zu treffen, welche Lebensmittel klimafreundlich sind und welche nicht, kann man entweder entsprechende Rechner, wie zum Beispiel den unseres Partners Eaternity, benutzen oder ein paar grundlegende, aber spannende Fragen durchdenken.

Eine kurze Zusammenfassung dieses Themas findet sich in diesem kleinen Film vom NDR.


Mit wie viel Energieaufwand wurde das Produkt produziert?

Jedes Produkt, das wir essen, wird mit einem gewissen Aufwand an Energie produziert. Bei pflanzlichen Lebensmitteln spielen vor allem die verwendeten Düngemittel, aber auch der Energieverbrauch von Treibhäusern wichtige Rollen. Die Emissionen durch die landwirtschaftlichen Maschinen hingegen werden meist als unbedeutend angesehen.[1]

Bei der Ausbringung der Düngemittel entstehen klimaschädliche Gase, die etwa ein Drittel der CO2-Emissionen des Ernährungssektors ausmachen. Auch die Produktion von Düngemitteln ist enorm klimaschädlich: Das vielen Düngemitteln enthaltene Ammoniak wird durch industrielle Ammoniaksynthese hergestellt, auf deren Konto ein bis drei Prozent des weltweiten Energieverbrauchs gehen.[2] Ammoniksynthese dient zu etwa 80% dem Agrarsektor. Wer auf diesen Aspekt achten möchte, sollte wissen, dass die Biolandwirtschaft chemisch-synthetische Stickstoffdünger verbietet. Es gibt derzeit aber auch erfolgreiche Bestrebungen die Emissionen bei der Produktion und Verwendung von Düngemitteln zu reduzieren.[3]

Auch Gewächshäuser sind durch ihren Bedarf von Strom und Wärme verantwortlich für eine relevante Menge an Treibhausgasen. Eine Gewächshaustomate hat einen fast zehnfach höheren CO2-Fußabdruck als eine Freilandtomate. Die Emissionen der Treibhäuser lassen sich wie im Gebäudesektor durch Mehrfachverglasung und die Nutzung erneuerbarer Wärme reduzieren. Noch besser ist es aber, Obst und Gemüse zu essen, wenn es in der Region „Freiluftsaison“ hat.

Kann ich pflanzenbasierter essen?

Tiere benötigen bis zu 25 pflanzliche Kilos, um diese in ein Kilo Fleisch „umzuwandeln“. Genauer gesagt, eine Kuh muss 25 Kilo Getreide fresse, um ein Kilo Fleisch zu produzieren. Und diese 25 Kilo Getreide werden irgendwo angebaut. Der Flächenverbrauch für den Anbau von Futtermitteln ist also enorm, und nicht selten geht er mit der Rodung von Urwäldern im globalen Süden eingher. Dazu kommen die Emissionen der Tierhaltung selbst (vor allem Lachgas und Methan, die beide um ein Vielfaches klimaschädlicher sind als CO2). Ausnahmen sind dabei Tiere, die im Freiland gehalten werden und nur Gras bzw. Heu fressen. Sie produzieren weniger Methan und Lachgas als mit Getreide (oft Soja) gefütterte Tiere und sie nutzen oft Flächen, die für den Getreideanbau nicht geeignet sind (z. B. auf den Almen).
Wie man es dreht und wendet: in den Industrieländern ist es für eine klimafreundliche Ernährung zentral, den Konsum von Fleisch und anderen tierischen Lebensmitteln aus Massentierhaltung erheblich zu reduzieren.[4] Für mehr Tierwohl übrigens auch. Seit ein paar Jahren wird von vielen Forscher*innen die Planetary Health Diet vertreten.

Mit welchem Energieaufwand muss das Produkt gelagert werden?

Um es kurz zu machen: Kühlung und Konservierung verbrauchen Energie.[5] Auch hier gilt also einmal mehr, dass saisonale und regionale Produkte die erste Wahl sein sollten. Wenn Lebensmittel gekühlt werden müssen, sollte die Kühlung so effizient wie möglich geschehen. Einige Unternehmen lassen sich ihre Energieeffizienz zertifizieren – darauf kann man als Verbraucher*in achten! In den eigenen vier Wänden lohnen sich energieeffiziente und nicht zu große Kühlgeräte.

Mit welchem Energieaufwand wird das Produkt transportiert?

Der Transport von Lebensmitteln verursacht CO2-Emissionen, deren „Rangfolge“ wir von unserer eigenen Mobilität her kennen. Am klimaschädlichsten ist mit Abstand der Transport per Flugzeug, gefolgt von dem LKW und der Bahn. Für viele mag es überraschend sein, aber die geringsten Emissionen hat der Transport per Schiff. Daraus resultiert, dass effizient transportierte Lebensmittel aus der Ferne eine bessere CO2-Bilanz haben können, als regionale, aber gekühlte Produkte.

Erwähnten wir schon, dass regionale und saisonale Produkte in Sachen Klimaschutz der Königsweg sind?

 

Wie viel Energie steckt in der Verpackung des Produkts?

Nicht jede Verpackung ist schlecht, denn die Verpackung kann dazu dienen, dass Lebensmittel länger haltbar bleiben und somit weniger weggeworfen werden. Doch auch wenn die Verpackung für die CO2-Bilanz meist weniger wichtig ist, lohnt es sich, wo immer möglich auf die Verpackung zu verzichten oder zumindest eine Verpackung aus Papier zu wählen. Plastik verursacht andere Umweltprobleme, zum Beispiel dadurch, dass es in der Natur nahezu unvergänglich als Abfall verbleibt.

Wieviel Energie verbrauche ich, um das Produkt zu kaufen und zuzubereiten?

Energiespartipps für den Haushalt gibt es unzählige. Der Basis-Check der Verbraucherzentrale, der den Stromverbrauch und die Effizienz der Geräte vor Ort beurteilt, ist in Freiburg sogar kostenfrei.

Wer nicht so tief einsteigen möchte – „Bigpoints“ in Sachen klimafreundliche Lebensmittelzubereitung sind:

  • Energieeffiziente Geräte, v.a. ein energieeffizienter Kühlschrank
  • Nur die Utensilien kaufen, die auch tatsächlich regelmäßig benötigt werden
  • Je seltener (weite) Einkaufswege mit dem Auto zurückgelegt werden, desto besser

Und noch ein ganz wichtiges Thema: Lebensmittelverschwendung!

Pro Person und Jahr landen etwa 80 kg Nahrungsmittel im Abfall.[6] Global gesehen wird etwa die Hälfte der Lebensmittel in der Kette vom Acker bis zum Verbraucher verschwendet. 6 % der weltweiten Treibhausgasemissionen lassen sich auf Lebensmittelabfälle zurückführen, das ist dreimal so viel wie der gesamte Flugverkehr. Allein in Deutschland landen jährlich 11 Mio. Tonnen Lebensmittel in der Tonne, obwohl vieles davon noch genießbar ist. Neben den offensichtlichen ökologischen Folgen, die vermeidbare Flächennutzung und damit verbundene Zerstörung natürlicher Lebensräume, Auslaugung der Böden und Überdüngung zur Kompensation sowie dem Einsatz lebensfeindlicher Pestizide, hat dies auch soziale Auswirkungen. Erntearbeiter:innen arbeiten oftmals unter desaströsen Bedingungen, sowohl unter finanziellen, als auch gesundheitlichen Gesichtspunkten und am Ende landet auch deren Lebenszeit in der Tonne.

Wie kann man also Lebensmittelverschwendung vermeiden?

1. Nach Bedarf einkaufen. Der Großteil des Lebensmittelabfalls findet immer noch in den Privathaushalten statt.
2. Unverpacktes einkaufen. Sobald ein Apfel in einer Tüte mit 20 Äpfeln schlecht ist, landet die gesamte Tüte in der Tonne. So merken die Betriebe, dass abgepackte Lebensmittel nicht gewünscht sind. Außerdem werden Ressourcen durch die Einsparung des Verpackungsmülls gespart.
3. Hab ein Herz für Obst und Gemüse mit optischem Makel. Die Natur produziert keine Gurke mit Standardlänge und auch keinen knallroten Apfel.
4. Kaufe möglichst regional und saisonal. So werden lange Transportwege und -zeiten vermieden, in denen die Lebensmittel verderben können.
5. Das Mindesthaltbarkeitsdatum sagt nichts über die Genießbarkeit der Lebensmittel aus. Produkte, die kurz vor dem Überschreiten des Datums sind, sind noch Tage bis Wochen darüber hinaus genießbar und dazu oft noch reduziert. Vieles lässt sich auch einfrieren. Die Devise lautet: gucken, riechen, schmecken.
6. Engagiere dich in Lebensmittelrettungsinitiativen, wie z.B. bei der Tafel oder foodsharing.
7. Engagiere dich politisch, z. B. für ein Lebensmittelwegwerfverbot oder rechtliche Erleichterungen bei der Weitergabe von Lebensmitteln, deren Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten ist.

Um Lebensmittel mehr wertzuschätzen, kann auch der Anbau von eigenem Obst und Gemüse ein toller Einstieg sein.
Wer keinen eigenen Balkon oder Garten hat, findet in Freiburg auch Gelegenheiten für Urban Gardening.

 

Mehr Lesestoff: Tipps für eine klimafreundlichere Ernährung

 


 

[1] https://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/Klimawandel_auf_dem_Teller.pdf

[2] https://www.bundestag.de/resource/blob/567976/bb4895f14291074b0a342d4c714b47f8/wd-8-088-18-pdf-data.pdf

[3] https://www.geo.de/natur/oekologie/ammoniak-emissionen-sind-global-um-80–gestiegen-31742458.html

[4] https://www.weltagrarbericht.de/themen-des-weltagrarberichts/fleisch-und-futtermittel.html

[5] https://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/Klimawandel_auf_dem_Teller.pdf

[6] https://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/Klimawandel_auf_dem_Teller.pdf