Faktenwissen in kleinen Happen. Robert Gundlach beantwortet drei Fragen zur Wanderausstellung „Ernährung & Klima“

Lieber Robert, Du hast die Wanderausstellung „Klima & Ernährung“ für das Projekt Food for Future Freiburg konzipiert. Wie ist die Ausstellung aufgebaut und was möchte sie zeigen?

Mit der Ausstellung soll auf intuitive und spielerische Art gezeigt werden, welche Klimawirkung unser Essverhalten hat. Dabei geht es weder um einen „erhobenen Zeigefinger“ noch darum Emissionswerte im Detail zu pauken. Wir wollen, dass die Leute durch die unterschiedlichen Darstellungen ein Aha-Erlebnis haben und ein Gespür für die Größenordnungen bekommen. Die Ausstellung soll Fragen aufwerfen und Interesse wecken, sich mit dem Thema auseinander zu setzen.

Mir war zum Beispiel als Käseliebhaber nicht klar, dass Milchprodukte – obwohl vegetarisch – einen großen Klimarucksack haben. Oder Tiefkühlpommes, die sind wegen dem Vorfrittieren und der Kühlung 40 Mal so klimawirksam wie Pommes aus frischen Kartoffeln. Das muss man sich erst mal vorstellen: 40 Portionen Pommes aus frischen Kartoffeln oder eine Portion Tiefkühlpommes haben die gleichen Emissionen! Da war ich baff.

Die Ausstellung besteht aus drei Stationen, die auch einzeln genutzt werden können:

Dieses Roll-Up vergleicht Dönervarianten

An der ersten Station informieren vier Roll-Ups im Comic-Stil über den Zusammenhang von Klima & Ernährung, vergleichen die Klimawirkung von drei Döner-Varianten und stellen zehn Daumenregeln für eine klimafreundliche Ernährung vor.

Die zweite Station besteht aus zwei Tischdecken. Auf der eckigen sind vier Mittagsgerichte und Getränke abgebildet, auf der runden findet man die Zutaten eines Frühstückstisches. Der Clou: Um jede Speise fährt ein kleines Auto eine bestimmte Fahrtstrecke. Die Emissionen der Autofahrt entspricht den Emissionen eines Kilogramms des Lebensmittels – damit man sich die abstrakte Zahl besser vorstellen kann. Ein Kilo Hartkäse zum Beispiel verursacht so viele Emissionen wie eine Autofahrt von Freiburg nach Basel.

An der dritten Station wird es teilweise sportlich. Hier haben wir die Emissionen als Gewichte dargestellt, die von den Besuchern hochgehoben werden sollen. Verglichen werden einzelne Beilagen, drei Varianten eines Hamburgers und Erdbeeren, die auf drei verschiedene Arten produziert wurden.

Außerdem gibt es noch Begleitmaterial zum Mitnehmen. Das sind Rezeptkarten oder eine Visitenkarte mit Einkaufstipps fürs Portemonnaie. Außerdem gibt es noch ein wissenschaftliches Poster unseres Projektpartners Eaternity, auf welchem man die Klimabewertung von zahlreichen Zutaten sieht – quasi für das Selbststudium am Kühlschrank 😉

Ihr habt die Ausstellung unter anderem beim Food-Truck Event in Freiburg Weingarten präsentiert und Du hast beobachtet, wie die Menschen die Ausstellung angenommen haben. Wie haben die Anwesenden auf die Roll-Ups und Exponate reagiert?

Erfreulicher Weise war die Ausstellung ein Hingucker und hat uns erlaubt schnell ins Gespräch zu kommen. Das lag aber sicherlich auch an den klimafreundlichen Probierhäppchen, die an dem Tag ausgeben wurden. Mir ist aufgefallen, dass die Leute gerade an den interaktiven Elementen Spaß haben. Gerade die Gewichte sind vor allem bei Kindern beliebt.

Die Ausstellung hat auch viele Fragen aufgeworfen. Die Leute sind oft überrascht, wie die Unterschiede Zustandekommen und hinterfragen wie sich z.B. Regionalität oder Bio-Qualität auf die Emissionen auswirken. Das ist genau das was wir wollen!

Gleichzeitig ist eine Herausforderung der Ausstellung, dass die Elemente einer Station in sich logisch und vergleichbar sind, aber die Stationen untereinander wechselnde Bezugsgrößen haben. Je nach verfügbarer Datenlage beziehen sich die Angaben mal auf eine Gewichtseinheit und mal auf die Nährstoffe eines Gerichts. Bei den Erdbeeren konnten wir auf eine Analyse der unterschiedlichen Produktionsmethoden zurückgreifen. Die anderen Emissionswerte sind wiederum aggregierte Durchschnitte, die keine Produktionsmethoden unterscheiden. Das steht zwar überall im Kleingedruckten, kann aber auf die Schnelle verwirren.

Wer kann sich die Wanderausstellung ausleihen und was kostet es?

Die Wanderausstellung soll viel unterwegs sein und gesehen werden, statt bei uns im Keller zu verstauben. Sie kann kostenlos ausgeliehen werden und ist extra so konzipiert, dass sie von einer Person in unserem Rollwagen im ÖPNV oder auseinandergebaut in einem Lastenrad transportiert werden kann. Wir haben darauf geachtet, die Elemente robust und leicht reparierbar zu gestalten. Außerdem freuen wir uns über Anfragen, die Ausstellung nachzubauen oder noch besser durch eigene Ideen zu erweitern.

Sollte die Ausstellung „ausgebucht“ sein, haben thematisch passende Veranstaltungen mit möglichst viel Publikum oder Schulen und Bildungsträger den Vorrang. Natürlich freuen wir uns auch, wenn sich Vereine, Firmen, Kantinen und Mensen die Ausstellung ins Haus holen.

Eins ist mir noch wichtig: Wir haben lange überlegt, wie wir die Klimawirkung ansprechend darstellen können. Dabei haben wir die durchdachte Wanderausstellung des Frankfurter Projekts „Klima-Gourmet“ als Inspiration genommen und einige Stationen abgewandelt (www.klimagourmet.de/angebot/wanderausstellung). Mein besonderer Dank gilt auch unserer Praktikantin Carina Rösen und unserem FÖJler Pablo Moosmayer, ohne deren Kreativität und Geduld wir diese Ausstellung so nicht hätten umsetzen können!

Das Interview führte Anne Hillenbach, Energieagentur Regio Freiburg

Die Tischdecke zeigt, wie weit ein Auto fährt wenn es die gleichen Emissionen wie die Lebensmittel verursacht
Bei Kindern beliebt: Wie schwer wiegen die Emissionen dieser Lebensmittel?
Kompakt gepackt kann die Ausstellung von einer Person ohne Auto transportiert werden