10 Daumenregeln für eine klimafreundliche Ernährung
Pflanzen essen – Fleisch vergessen
Pflanzen in Masse sind der größte Klimahebel und bieten alle Nährstoffe. Fleisch, aber auch andere tierische Produkte, wie Milch, Butter, Käse oder Eier verursachen bei ihrer Herstellung ein Vielfaches an Treibhausgasen gegenüber pflanzlichen Lebensmitteln. Die Gründe sind vielfältig: Es geht nicht nur um das bekannte Methan, das Rinder bei ihrer Verdauung ausstoßen, sondern auch um die Rodung von Regenwald für den Anbau von Futtermitteln, die Schädigung der Böden durch die enormen Mengen an Gülle und den hohen Land- und Wasserverbrauch für tierische Lebensmittel generell.* Darüber hinaus spielen auch andere Aspekte eine Rolle: Die industrielle Massentierhaltung ist ethisch nicht zu vertreten, ein geringer Konsum tierischer Lebensmittel ist auch gesundheitlich empfehlenswert.
Bezüglich der ethischen Aspekte ist es wichtig, ehrlich zu bleiben: Auch wenn sich immer mehr Menschen für Biofleisch aussprechen, ist der Marktanteil von Fleisch aus (weitgehend) artgerechter Tierhaltung immer noch verschwindend gering. Dies gilt besonders bei verarbeiteten Lebensmitteln oder beim Außer-Haus-Verzehr.
In Sachen Gesundheit ist es zu vermerken, dass der derzeitige durchschnittliche Fleischkonsum pro Kopf deutlich über den von der DGE empfohlenen 300-600 Gramm pro Woche liegt. Den Fleischkonsum zu reduzieren, hat für die meisten Menschen daher positive gesundheitliche Auswirkungen. Zudem gibt es keinerlei Gründe, vegetarische oder vegane Ernährung generell als ungesund zu bezeichnen.
*In vielen Teilen der Welt weiden Tiere dort, wo der Anbau von Lebensmitteln für den Menschen nicht möglich ist. Hier ist der Landverbrauch vollkommen anders zu bewerten als in den Industrieländern, wo die meisten tierischen Lebensmittel aus konventioneller (Massen-)Tierhaltung stammen.
Weniger Milchprodukte und Käse
Überraschend: Milchprodukte sind ähnlich klimaintensiv wie Fleisch. Butter ist hier Spitzenreiter. Hartkäse emittieren mehr als Weich- und Frischkäse. Je höher der Milchfettanteil, desto größer der CO₂-Fußabdruck. Milch, Butter, Käse, Quark, Joghurt, Sahne und Speiseeis können in vielen Fällen problemlos mit pflanzenbasierten Produkten wie z. B. Haferdrink, Margarine oder Lupinenjoghurt ersetzt werden.
Wer bei Milchprodukten auf das Klima achten möchte, konsumiert lieber „flüssig statt fest“ – und von regionalen Höfen mit artgerechter Weidehaltung.
Ohne Reste ist’s das Beste
Die globale Lebensmittelverschwendung ist nicht nur ein ethisches Problem, sondern in vielfacher Weise auch mitverantwortlich für die Klimakrise. Die Welthungerhilfe spricht von 4,4 Milliarden Tonnen Treibhausgasen jährlich, die allein durch die Verschwendung von Lebensmitteln entstehen. Dies lässt sich durch zwei Phänomene erklären: Zum einen gilt auch beim Essen, was für alle Konsumgüter gilt: Lebensmittel werden mit einem gewissen Aufwand von Ressourcen und Energie produziert und transportiert. Wirft man diese vor dem Verzehr weg, war dieser Energie- und Ressourcenverbrauch reine Verschwendung. Dies darf man ruhig mal an einem Lebensmittel seiner Wahl komplett durchdenken.
Ein weiterer Aspekt ist das Methan, das durch auf die Deponie geworfenene verschwendete Lebensmittel abgegeben wird. Die gute Nachricht: Wer wenig Lebensmittel verschwendet, reduziert nicht nur seinen CO2-Fußabdruck, sondern auch seine Ausgaben. Wie das geht? Diese Tipps hier sind, finden wir, schon mal ein guter Anfang:
→ NDR-Ratgeber „Lebensmittelverschwendung stoppen“
→ Obst und Gemüse richtig lagern: Lagerungs-ABC der Verbraucherzentrale NRW
Saisonal bleibt erste Wahl
Frisches Obst und Gemüse der Saison sorgen für Abwechslung auf dem Teller. Gewächshäuser, die außerhalb der Saison beheizt werden, brauchen viel Energie. So erzeugen z. B. Gewächshaus-Tomaten fast zehn Mal so viele Emissionen wie solche, die frisch vom Feld kommen. Auch wenn der Transport, zumindest wenn er auf dem Landweg erfolgt, weniger Emissionen freisetzt als gedacht, sind regionale und saisonale Produkte am klimafreundlichsten. In Freiburg kann man saisonales Obst und Gemüse am besten auf den vielen schönen Wochenmärkten einkaufen. Aber auch Supermärkte und sogar die Discounter bieten entsprechende Ware an. Auch die regionale Wertschöpfung ist beim Einkauf von regionalen Produkten groß. Oft kann man sogar kleinbäuerliche Strukturen fördern. Ein Blick in den Saisonkalender oder auf den regionalen Einkaufsführer des Ernährungsrates Freiburg und Region bietet Inspiration für den Einkaufskorb. Auch Abo-Gemüsekisten bieten einen gute Möglichkeit saisonales Gemüse direkt nach Hause geliefert zu bekommen.
Regional ist optimal
Regionalität ist besonders bei Saisonware in aller Munde, denn kurze Wege bedeuten weniger Transport und Lagerung. Gerade Flugware ist extrem klimaschädlich. Der Land- oder Seeverkehr hingegen spielen rechnerisch kaum eine Rolle. Denn eine einzelne Banane macht nur einen kleinen Anteil der Fracht eines Containerschiffs aus, welches aber wiederum sehr umweltschädlich ist. Deshalb gilt: die Summe macht’s. Also: heimisches Obst den Südfrüchten vorziehen, Importware durch Alternativen von hier ersetzen, bei Ölen, Nüssen, Fleisch und Käse auf die Herkunft achten.
Getränke einer Sorte werden meist ähnlich produziert. Deshalb sind hier im Direktvergleich Transportwege und Verpackung die entscheidenden Emissionsfaktoren. Die Eselsbrücke „lieber Bier von hier“ lässt sich also auf Getränke sowie auf Milch und Joghurt anwenden. Noch besser ist die eigene Zapfanlage zu Hause: Leitungswasser (selbst aufgesprudelt) ist 300 bis 700 Mal klimafreundlicher als Flaschenwasser.
Frisch kommt auf den Tisch
Frische unverarbeitete Lebensmittel verbrauchen viel weniger Energie als verarbeitete Produkte, da sie meist direkt vom Acker kommen. Auch die Inhaltsstoffe sind überschaubar. Verarbeitete Produkte enthalten oft Konservierungsstoffe und andere Inhaltsstoffe, die Sie nicht unbedingt in Ihrem Essen haben wollen. Mit frischem Gemüse, Obst und Getreide sind Sie da auf der sicheren Seite. Natürlich gibt es in der Verarbeitung verschiedene Stufen. Achten Sie vor allem darauf, wenig hochverarbeitete Produkte zu konsumieren.
Nicht nur der Inhalt zählt
Einwegverpackungen aus Metall oder Glas haben oft einen größeren Klimaeffekt als das eigentliche Lebensmittel selbst! Denn für Herstellung und Recycling – sofern der Stoff überhaupt in den Kreislauf zurückkommt – wird sehr viel Energie benötigt. Besonders bei Glas.
Besser sind also unverpackte Lebensmittel, Mehrwegverpackungen oder Kartonagen und Tetrapacks – auch bei Getränken.
Tiefkühlkost die kalte Schulter zeigen
Wer klimafreundlich essen will, sollte nur in Ausnahmefällen auf tiefgekühltes zurückgreifen. Schließlich verbraucht die Kühlung jede Menge Energie. Dies spart auch Strom zu Hause. Insbesondere die alten Tiefkühltruhen, die sich noch in vielen Kellern befinden, sind wahre Stromfresser, deren Existenz man überdenken sollte. Wer wenig Tiefkühlware kauft, kann ganz leicht auf diese verzichten.
Klimafreundlich einkaufen und kochen
Nicht nur was wir essen, sondern auch wie wir einkaufen und kochen hat eine Wirkung auf das Klima. Fahrten mit dem Auto lohnen sich in Kombination mit anderen Erledigungen oder beim Großeinkauf. Kleine Einkäufe kann man gut zu Fuß oder mit dem Rad erledigen. Für größere Einkäufe macht es auch Spaß, ein Lastenfahrrad zu nutzen. Diese gibt es kostenfrei von Lastenvelo oder gegen Gebühr von Frelo. Wenn es doch mal das Auto sein muss, sollte der Einkauf mit einem anderen nötigen Weg verbunden und/oder gleich ein Großeinkauf gemacht werden.
Zu Hause helfen schon einfache Handgriffe wie Kochen mit Deckel, Wasser im Wasserkocher erhitzen und Garen mit Wasserdampf, um viel Energie zu sparen. Bei Backöfen und Herd braucht man nicht vorheizen und kann die Restwärme nutzen. Als Freiburger*in kann man seinen Stromverbrauch fundiert unter die Lupe nehmen lassen: Der Basis-Check zum Strom- und Wärmeverbrauch der Verbraucherzentrale ist hier kostenlos, da der Eigenanteil von der Stadt übernommen wird. Für den Check kann man sich unter 0800-809802400 anmelden. Für einkommensschwache Haushalte gibt es den Stromspar-Check, der noch mehr Leistungen bietet:
→ stromspar-check.de
Die Entdeckungsreise auf dem Teller
Essen ist Alltag und Genuss. Gewohnheiten ändern wir ungern und wir wollen auf nichts verzichten. Klimafreundliche Ernährung ist bunt, gesund und lädt zum Experimentieren ein. Es gilt, einfach mal etwas auszuprobieren und auf spielerische Art unsere Teller neu zu entdecken.
Also warum nicht beim Einkauf neue Produkte ausfindig machen, außer Haus etwas Vegetarisches bestellen oder zu Hause ein neues Rezept ausprobieren? Würden wir nur dreimal pro Woche klimafreundlich essen, wäre schon viel erreicht. Letztendlich zählt jede Geste, egal wie groß oder klein. Inspiration gibt es im Internet in Form von Rezeptsammlungen, Kochkursen und Klimarechnern für die Küche, die einige Überraschungen bereithalten. Schauen Sie sich doch auf der Rezeptseite um oder besuchen Sie einen klimafreundlichen Kochkurs.